Das steht wirklich im Geschäftsbericht 2017 von RIB. Wenn man genau liest…
Um rund 55% brach das Geschäft der RIB-Gruppe ein. Gleichzeitig verdoppelte sich der Börsenkurs. Ist das der Anfang vom Ende?
Für RIB-Verhältnisse beinahe diskret stellte das Unternehmen am 29. März 2018 seinen Geschäftsbericht über das Jahr 2017 vor. Wer darin blättert (und ich meine mit vielen gelben Post-it-Zetteln ausgerüstet hin- und herblättert, bis sich ein Sinn ergibt), versteht die Zurückhaltung.
Bevor ich euch ein paar Details herauspicke, die Thomas Wolf und sein Finanzvorstand Michael Sauer wieder trickreich zu verbergen suchten, fasse ich zusammen: same procedure as every year.
Die RIB SE wird im Wesentlichen von einem Geldkarussel zusammengehalten, in dem die börsennotierte Mutterfirma mit der weitgehend abgeschirmten Tochterfirma RIB Ltd. in Hongkong über die gänzlich undurchsichtige Gemeinschaftsfirma YTWO auf den Cayman Islands Pseudogeschäfte abwickelt, die virtuelle Umsätze erzeugen.
Je nach Geschmackspräferenz kann man das Beschiss oder kreative Buchführung nennen. Das Ergebnis ist in beiden Fällen ein milliardenschwerer Bluff, aus dem seit zwei Wochen die Luft entweicht. Wer den aktuellen Kursverlauf kennt, versteht, was ich meine.
Das Prinzip habe ich bereits unter Verwendung des Geschäftsberichts 2016 beschrieben:
Wie in obigem Artikel nachzulesen ist, wurde das karibische Gemeinschaftsunternehmen YTWO 2016 mit einem Batzen Geld ausgestattet, genauer gesagt mit 55 Mio. Euro aus dem Vermögen der RIB Software SE, die den Aktionären gehört.
Erstaunlicherweise hat sich keiner daran gestoßen, dass das ganze schöne Geld mit einem Schlag aus dem Blickfeld der Aktionäre verschwand. Schon gar nicht der damals noch existierende Aufsichtsrat, der kurz danach in einen Verwaltungsrat umgewandelt wurde, damit das Mauscheln etwas leichter fällt. Im Fall der RIB-Aktionäre kann man sagen, dass sich Gott eine ganz besondere Strafe für die Todsünde Habgier (lateinisch: avaritia) hat einfallen lassen – partielle Blindheit.
Ein Teil der 55 Millionen wurde gleich dazu verwendet, um den Umsatz der RIB SE ganz nach oben zu jazzen und ein gigantisches Wachstum zu simulieren. Steht alles im Artikel.
Kommen wir zum Jahr 2017 und dem traditionell trickreich verschachtelten Geschäftsbericht von RIB.
Wieder mal ist dem Duo Wolf & Sauer ein Meisterwerk der Verschleierung und trickreichen Täuschung gelungen, ohne dabei die gesetzlichen Grenzen zu überschreiten. Nein, der Wolf ist kein dummer Reißwolf, sondern ein schlauer Fuchs. Daführ gebührt ihm mein Respekt.
Anders als im letzten Jahr, zäume ich das Pferd dieses Mal von hinten auf und beginne beim Fazit:
Der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit bricht von 51,8 Mio. auf 22,5 Mio. ein. Das sind mehr als 55% minus.
Wow.
Eigentlich müsste das Ergebnis sogar um weitere 4 Mio. Euro nach unten korrigiert werden, aber das haben sich die Zahlenschubser offenbar verkniffen. Denn YTWO hat an RIB 4 Mio. dafür bezahlt, dass die alten RIB-Softwarelizenzen aus 2016, die seit einem Jahr dort ungenutzt herumliegen, notwendige Updates verpasst bekommen.
Ihr erinnert euch, ich habe mich bereits 2016 gefragt, wozu man Softwarelizenzen auf Halde kauft. Die kann man doch beliebig und ohne logistischen Aufwand einfach runterkopieren, wenn man sie braucht. Oder liege ich falsch?
Fazit des monetären Ringelreigens ist die brutale Abwertung von YTWO um 17,9 Mio. Euro. Das ist der Preis dafür, dass die RIB-Blase wächst und wächst und wächst. Pardon: wuchs. Bis vor kurzem.
Beinahe popelig fällt hingegen Thomas Wolfs Vergütung als RIB-Chef aus, die sich innerhalb eines Jahres verdoppelte, nämlich von 543.000 Euro auf über 1,1 Mio. Euro. Zusätzlich erhielt er auch ein paar Aktienoptionen. Ist der Lohn gerecht?
Der operativer Casflow fiel zwar um rund 55%, der Börsenkurs jedoch stieg um 100%. Wenn man das Wohl der Aktionäre voranstellt, ist das doppelte Wolfgehalt fair. Egal, ob das Wachstum mit dem eigenen Geld bezahlt wurde und die ganze Inszenierung von begrenzter Haltbarkeit ist. Happy shareholder, happy life.
Jedenfalls kannte das Melken von YTWO auch 2017 keine Grenzen. Für 7,7 Mio. verkaufte RIB wieder Softwarelizenzen an das Gemeinschaftsunternehmen, die vermutlich keiner brauchte. 4,7 Mio. wurden bereits überwiesen.
Wenn ich nun von den offiziellen 22 Mio., die YTWO 2017 erlöste, diese 4,7 Mio. von der eigenen Mutterfirma zuzüglich oben erwähnter 4 Mio. für Software-Updates abziehe, dann bleiben nur noch zwischen 13 und 14 Mio. Euro aus „echten“ Geschäften übrig, die das grandiose Auslandsgeschäft der RIB-Gruppe tragen. Denn außer YTWO ist da nicht viel los beim global player. Wolf stellt RIB ja gerne als weltumspannend geschäftemachendes Unternehmen dar. Das ist komletter Bullshit, wenn man sich die Zahlen genauer ansieht. Habe ich gemacht und zwar → hier.
Wenn man das alles weiß und sich danach die neueste Jubelarie durchliest, die RIB über sich selbst verbreitet, bleibt einem wieder mal die Spucke weg. Hier geht’s zur → Pressemitteilung.
Einer, dem die ganze Trickserei offenbar unheimlich wird, ist der für das Testat des Geschäftsberichts verantwortliche Wirtschaftsprüfer. Das ist nachzulesen im sogenannten „Bestätigungsvermerk des unabhängigen Abschlussprüfers“ ab Seite 162 des aktuellen → Geschäftsberichts.
Über 8 Seiten zieht sich der Text hin und man merkt beim Lesen, wie sich bei Wirtschaftsprüfer und Steuerberater → Olaf Brank aus Stuttgart die Brillengläser von innen beschlugen, so stark muss er ins Dampfen gekommen sein. Ein derartig gewundenes Rechtfertigungs-Elaborat habe ich noch nie vorgefunden.