So funktioniert das Millionenkarussel von Thomas Wolf

So funktioniert das Millionenkarussel von Thomas Wolf

Aus Umsatzrückgängen macht Thomas Wolf Gewinnsprünge. Mit einem genialen Geldkreislauf, den keiner durchschaut. Dabei steht jedes Detail aus diesem Millionenkarussel im Geschäftsbericht.

Mit große Trara und einer Adhoc meldete die RIB AG am 12. September 2016 die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens. Ross und Reiter wurden nicht genannt, jedoch die Höhe des Investments: 60 Mio. US-Dollar. Ein paar Zeilen darunter wird dann noch die EBITDA-Prognose erhöht.

Wie man einige Zeit später erfuhr, heißt der Partner in der neuen Firma Flextronics International Ltd. (Singapur). Das gemeinsame Joint Venture taufte man auf den Namen YTWO Ltd.

Offizieller Sitz des Unternehmens: Die Cayman Islands. Das allerdings verschweigt die Firmenhomepage und nennt Niederlassungsadressen in Atlanta/ USA, Guangzhou/ China, Hongkong und Stuttgart.

Sehen wir uns diesen Deal etwas genauer an.

Besser gesagt, blättern wir im Geschäftsbericht nach, was darüber geschrieben wird.

Das ist jedoch gar nicht so einfach. Denn Thomas Wolf hat Informationen über seine Firmengruppe wie Puzzlestücke über 154 Seiten verteilt. Wer einigermaßen verstehen will, was in der RIB-Gruppe abgeht, muss viel Geduld aufbringen und sehr oft von hinten nach vorne und wieder zurück blättern.

Das Gute dabei ist: Sobald man sich auf die Suche nach Details zu einem ganz bestimmten Vorgang macht, stolpert man dabei über einen Haufen anderer Sachverhalte, die bei näherer Betrachtung Erstaunliches enthüllen.

Wenn man sich erstmal eingelesen hat, ist dieser Geschäftsbericht aus der Excel-Feder von Wolfs Zahlenschubser Michael Sauer wie die Lektüre in „Herr der Ringe“. Hinter jedem Strauch lauert eine neue Überraschung. Und die ist meistens alles andere als angenehm.

Aber der Reihe nach. Bleiben wir vorerst beim Thema YTWO.

Im Zuge der YTWO-Gründung flossen im Herbst 2016 beachtliche 59.6 Mio. Euro in Gestalt zweier Kapitalerhöhungen aus der RIB AG nach Hongkong:

RIB AG (Deutschland) → 59.6 Mio. → RIB Ltd. (Hongkong)

In der Folge zahlt die RIB Ltd. 55 Mio. auf das Konto der neu gegründeten YTWO Ltd. (Cayman Islands) ein.

RIB Ltd. (Hongkong) → 55 Mio. → YTWO Ltd. (Cayman Islands)

Für ein Paket Software-Lizenzen (auf Vorrat) zahlt die YTWO Ltd. (Cayman Islands) 42,7 Mio. an die RIB Ltd. (Hongkong). Tatsächlich nach Hongkong geflossen sind bis Ende 2016 ungefähr 17 Mio.

YTWO Ltd. (Cayman Islands) → 42,7 Mio. → RIB Ltd. (Hongkong)

Das ist ein hübsches Karussell.

Mit dem Unterschied, dass das Geld nicht mehr ganz genau dorthin zurückfloss, woher es ursprünglich kam. Nicht an die RIB AG (Stuttgart), sondern an die RIB Ltd. (Hongkong).

Das bedeutet: Obwohl das ganze schöne Geld nicht mehr unter der Kontrolle der RIB-Aufsichtsräte und Aktionäre steht, darf die 42,7 Mio.-Zahlung in den Gesamtumsatz der RIB-Gruppe eingepreist werden, was garantiert für gute Stimmung auf der RIB-HV in wenigen Tagen sorgen wird. Denn der stieg laut Geschäftsbericht (Seite 42) von 82.1. Mio. Euro (2015) auf 97.9 Mio. Euro (2016).

Wer hat eigentlich bei der RIB Ltd. das Sagen?

Natürlich RIB-Chef Thomas Wolf. Dessen Wohnsitz befindet sich in Hongkong, wie man einer dünnen Fußnote im Geschäftsbericht (Seite 59) entnehmen kann. Wolf erhält aus der RIB Ltd. seine Vorstandsvergütung für die Leitung der Gesamtgruppe.

Und RIB-Aufsichtsratschefin Sandy Möser? Ich glaube nicht, dass sie die Hongkong-RIB kontrollieren darf. Und wenn schon, hat Wolf seine Sandy im Griff. Denn die alte Vertraute aus frühen Tagen steht als Geschäftsführerin von Wolfs Firma Mühl24 in einem Abhängigkeitsverhältnis. Das gibt Wolf selber zu.

Zurück zum herrlichen Umsatzjahr 2016, das dank des Geldkreislaufs aus Stuttgart nach → Hongkong auf die → Caymans und wieder zurück nach → Hongkong so prächtig verlief.

Der Geschäftsbericht meldet 46.9 Mio. Auslandsumsätze. Eine Steigerung um 21,5%! Dabei fällt kaum auf, dass von den 46.9 Mio. ganze 42.7 Mio. aus dem eigenen RIB-Kreislauf stammen und die restlichen Auslandsaktivitäten gerade mal 4.2 Mio. brachten.

Rechnet man nämlich das Geschäft mit sich selbst raus, bleibt nach Adam Ries ein Rückgang von 36.6 Mio. (2015) auf 4.2 Mio. (2016) übrig. In der Gesamtrechnung des RIB-Konzerns hätte der Umsatz ohne den Stuttgart-Hongkong-Caymans-Hongkong–Geldkreisel von 82.1. Mio. (2015) auf 55.2 Mio. (2016) fallen müssen. Tat er aber nicht.

Von der 42.7 Mio. Euro-Zahlung der YTWO Ltd. an die RIB Ltd. wurden bis Jahresende 2016 37.9 Mio. gebucht, meldet der Geschäftsbericht auf Seite 131. Wie bereits oben erwähnt, sind aber nur knapp 17 Mio. tatsächlich geflossen.

Blättert man mit dieser Information im Kopf wieder nach vorn auf Seite 43 (Ertragslage) findet man folgende Information:

Operatives EBITDA steigt um 57.9% auf 33.0 Mio. EUR (Vorjahr 20.9 Mio. EUR)

Huch, nur 33 Mio.? Wendet man mein Gedankenspiel von oben auch hier an und zieht die Geschäfte der RIB-Gruppe mit sich selbst ab, ergibt sich ein beunruhigendes Bild:

33 Mio. EBITDA korrigiert um 7.7 Mio. Ergebnisbeitrag bei der YTWO und ca. 17 Mio. Anzahlung aus selbiger Quelle (nachzulesen in einer zart hingehauchten Fußnote auf Seite 131 des Geschäftsbericht) würden den Konzern in die Nähe einer Gewinnwarnung ziehen. Passiert aber nicht. Weil Wolf, Sauer und Möser das Beamen von Umsatz und Cash beherrschen.

Ist das ganze YTWO-Venture mit Flextronic nur ein genialer Trick, um einen Haufen Geld um die Welt zu schicken und dabei signifikante Umsatzrückgänge in einen Gewinnsprung zu verwandeln? Ich sage ja.

Denn einiges spricht dafür. Unter anderem ein alarmierender Hinweis auf Seite 113 des Geschäftsberichts. Auf den gehe ich in meinem nächsten Artikel ein:

Ist das Joint Venture zwischen RIB und Flex nur ein Bluff?

 

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