Die verlogene BUY-Empfehlung von Berenberg für RIB ist ein warmer Furz
Kursziel: 40 Euro! Wie kommt es zur grotesken BUY-Empfehlung der Berenberg-Bank für die Aktie der RIB SE? Wer das Kleingedruckte in der Berenberg-Studie liest, versteht.
Unter allen Institutionen, die RIB nach oben jubeln, fällt das Bankhaus Berenberg aus dem Rahmen. Das mag dem Unternehmenschef Hendrik Riehmer geschuldet sein, der als Spieler mit hohen Einsätzen gilt und angeblich der bestbezahlte Banker Deutschlands ist.
Ich sage ja immer: richtig weit kommt man nur, wenn man Regeln bricht.
Aber ehrlich, ich weiß nicht, welche Regeln Riehmer gebrochen haben könnte, die andere Banker nicht auch schon gebrochen haben. Unsinnige Empfehlungen für Aktien verbreiten? Das tun viele andere auch. Vor allem solche, die keinen guten Ruf zu verlieren haben.
Aber Berenberg hat einen guten Ruf zu verlieren. Und das macht die Berenberg-Analyse in ihrer unverschämten Frechheit bemerkenswert. Liest man sie nämlich komplett bis zum Disclaimer durch, denkt man nur noch eines: Rock ’n‘ Roll-Banker Riehmer lässt die Hose runter und zeigt dem Kapitalmarkt seinen blanken Hintern.
Zu den Fakten. Die Annahmen, die RIB-Analyst Gal Munda (sitzt in den USA) für sein absurdes Kursziel von 40 Euro heranzieht, sind nicht einfach nur kühn. Sie sind komplett irre.
Es war alles andere als leicht, an Mundas BUY-Analyse zu kommen, die Anfang April verlautbart wurde. Die Pressestelle der Bank verweigerte mir die Herausgabe. Die sei nur für zahlende Kunden gedacht, hieß es. Auch in Frankfurter Kreisen winkte man ab. Hamwanich. Ich glaube, das irre Berenberg-Elaborat war ausschließlich zur Unterstützung der RIB-IR verfasst worden, damit die ganzen Aktien-Trashportale die Meldung übernehmen. Und das haben sie auch fleißig getan. Hier einige Beispiele:
- RIB Software-Aktie im Rallye-Modus, schrieb Börse Online.
- RIB-Software: Heiße Studie, schrieb Euro am Sonntag.
- Berenberg: RIB Software „buy“, schrieb Börse.de
Ich gehe davon aus, dass keiner der sogenannten Finanzjournalisten, die diesen Schmarren in ihre Tasten hämmerten, jemals die Original-Studie von Berenberg zu sehen bekam. Sie haben wohl nur die Agenturmeldung von dpa-afx übernommen und sich keine weiteren Gedanken gemacht. So funktioniert das nämlich meistens. Das Oberschaf blökt und alle anderen blöken mit.
Bei mir hat diese Strategie jedenfalls nicht funktioniert. Ich habe die Studie gelesen und fotografiert.
Auf grandiose 1.35 Mrd. Euro (!) Unternehmenswert taxiert Muda das schmierlappige Joint Venture YTWO, das ich schon ausführlich besprochen und als Luftschloss enttarnt habe.
RIBs 50%iger Anteil an YTWO sei 674 Mio. Euro wert, schreibt Munda wortwörtlich und prognostiziert RIB ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 52,7 für das Jahr 2018. Wohlgemerkt: 1.350 MILLIONEN für eine Bude, die 2017 minimale echte Erlöse zwischen 13 und 14 Mio. Euro machte! Mit „echten Erlösen“ meine ich Geld, das nicht mit der Mutterfirma, sondern mit richtigen Kunden gemacht wurde. Das ist irre. Sorry, ich wiederhole mich.
Zum Vergleich die KGVs einiger der besten deutschen Technologie-Aktien im Jahr 2017: SAP (27,80), PSI Software (30,74), Cancom (28,90), Dialog Semiconductor (13,30).
Hier steht meine Erklärung, wie YTWO als künstlicher Umsatz-Generator benutzt wird, der trickreich die RIB-Bilanzen aufbläst:
Und das ist die Kurzfassung des Artikels:
RIB wird im Wesentlichen von einem Geldkarussel zusammengehalten, in dem die börsennotierte Mutterfirma RIB SE in Stuttgart mit der weitgehend abgeschirmten Tochterfirma RIB Ltd. in Hongkong über die gänzlich undurchsichtige Gemeinschaftsfirma YTWO auf den Cayman Islands Pseudogeschäfte abwickelt, die virtuelle Umsätze erzeugen, welche als Grundlage grotesker Überbewertungen dienen. Punkt.
„Blogbetreiber unterstellt quasi einen zweiten Fall ComROAD“, schrieb Redakteur Sascha Huber über mich in einem → Artikel auf dem Portal Finanztrends. Ja, das hat einen gewissen Charme.
Zurück zu Hendrik Riehmers nacktem Hintern.
Den streckt er nämlich jedem im Disclaimer der RIB-Analyse entgegen. Dort steht schwarz auf weiß:
- Berenberg hat in den letzten 12 Monaten Kapitalerhöhungen von RIB platziert
- Berenberg ist designated sponsor und market maker für RIB
- Berenberg wird von RIB für investment banking services bezahlt
- Berenberg hält mindestens 5% Anteile von RIB
- Berenberg hält eine long-Position auf RIB
- Berenberg hält eine short-Position auf RIB
Wenn das Riehmers blanker Arsch ist, dann ist Mundas BUY ein warmer Furz, der dort entweicht.
So, und jetzt folgt mein Disclaimer. Wie sich das gehört, habe ich bei Berenberg nachgefragt und folgende Antwort erhalten…
- Frage vom Bilanzcowboy: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Umstand, dass Berenberg ein RIB-Aktienpaket hält und der Kaufempfehlung durch Herrn Munda?
- Antwort von Berenberg: Nein. Unsere Analysten arbeiten völlig unabhängig.