Thomas Wolf: Aus diesem Grund ist meine Firma YTWO auf den Caymans zu Hause
Warum lenkt Thomas Wolf das Geld seiner Aktionäre auf merkwürdige Bahnen, wo ihm keiner mehr auf die Finger schauen kann? Stuttgart → Hongkong → Caymans → Hongkong. Via E-Mail erklärte mir der RIB-Chef seine dubiosen Manöver.
Wie ein erfahrener Showmaster präsentierte RIB-Chef Thomas Wolf auf seiner Hauptversammlung am 30. Mai sein Herzensprojekt YTWO, jenes Gemeinschaftsunternehmen mit der Singapur-Firma Flextronics, das alle reich machen soll.
Für mich ist dieser Laden nur ein tiefes schwarzes Loch ist, das ich hier beschrieben habe:
Und die Aktionäre lauschten andächtig. Was mich wunderte, denn das YTWO-Abenteuer kostete sie bereits 60 Millionen US-Dollar, die aus der RIB AG via RIB Hongkong auf die Caymans gepumpt wurden, wo die Verwendung des vielen Geldes jeglicher Kontrolle entzogen ist.
So duldsame Ationäre habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Wolf scheint auf seine Aktionäre eine Wirkung wie der indische Guru und Rolls-Royce-Sammler Maharishi auszuüben, zu dem sogar die Beatles pilgerten.
Gut sitzender Anzug, wippender Gang, dezent-verwegener Haarschnit mit kurzrasierten Seiten. Der schlanke und eloquente Wolf auf dieser HV erinnerte mich an Martin Sheen in „Wall Street“. Mit dem Unterschied, dass Sheen senior damals auf der anderen Seite des Kapitals stand und als Gewerkschafter die Schiebereien seines Widersachers Gordon Gecko (Michael Douglas) ertragen musste.
Aber ich muss respektvoll zugeben: Thomas Wolf stellt sich der Kritik.
Lest hier, wie der RIB-Chef auf meine Fragen eingeht und das wilde Geldkarussel zwischen Stuttgart, Hongkong, den Caymans und wieder zurück nach Hongkong erklärt.
Welcher Vorteil für die RIB-Gruppe ergibt sich aus der Tatsache, dass Ihr neues Gemeinschaftsunternehmen namens YTWO seinen Firmensitz auf den Cayman Islands hat?
Thomas Wolf: „Wenn unsere Pläne aufgehen, wird die YTWO ein Erfolg und wir könnten zum Beispiel an die NASDAQ gehen. Für eine deutsche AG oder SE ist das nicht möglich. Daher haben wir uns entschieden, die Firma bis auf weiteres auf den Caymans zu parken, um später zu entscheiden, ob und wo wir in den USA die Zentrale ansiedeln.“
Zwischen YTWO Ltd. und RIB Ltd. wurde 2016 der Ankauf von Software-Lizenzen für über 42 Mio. Euro vereinbart. Ein Teil dieser Summe wurde bereits bezahlt. Gab es für diesen Verkauf eine Vertriebsprovision und falls ja, an wen wurde diese Provision konkret bezahlt?
Thomas Wolf: „Es wurden weder mir noch einer anderen Person Vertriebsprovision bezahlt oder versprochen.“
„Ich betone, im RIB-Umsatz 2016 sind keine Umsätze an das Joint Venture YTWO enthalten“
Welchen Vorteil für YTWO bringt es, bei RIB Ltd. Software-Lizenzen auf Vorrat zu kaufen? Für mich ergibt sich aus dem Bunkern von Software keinen Sinn. Außer hinter dem Handel steht ein bilanztechnisches Motiv.
Thomas Wolf: „Flex hat 60 Mio. USD bar in das YTWO JV eingezahlt für 50%. RIB hat 60 Mio. USD eingezahlt und dann Zahlungen von 45 Mio. USD für Software Lizenzen und 4,5 Mio. Wartung, total 49,5 Mio. USD, erhalten. Dazu wird RIB noch weitere Zahlungen für Wartung 2018 und 2019 von 9 Mio. USD erhalten und über 1,5 Mio. USD für Services. Die Lieferung von Software und Wartung war für RIB sehr vorteilhaft, da RIB durch die Lieferung von Software und Wartung keine internen Kosten entstehen und damit Flex 60 Mio. USD einzahlen musste, um 50% Partner am JV zu werden. Ich betone, im RIB-Umsatz 2016 sind keine Umsätze an das Joint Venture YTWO enthalten.“
Sie jonglieren mit Begriffen aus der Bilanzlegung und zwingen die Leser Ihres Geschäftsberichts über Dutzende Seiten hin- und herzuspringen, um sich einen Reim zu machen. Gleichzeitig betonen Sie, dass Sie eine Verunsicherung der Kleinaktionäre vermeiden wollen. Warum haben Sie den Geschäftsbericht/ Konzernbericht nicht klarer bzw. verständlicher gestaltet?
Thomas Wolf: „Diesen Umstand bedauern wir sehr. Wir haben versucht, die bilanziellen Effekte bezüglich YTWO durch Konzernlagebericht und Konzernabschluss so klar wie möglich darzustellen. Der Konzernabschluss entspricht dabei den IFRS, wie sie in der EU anzuwenden sind.“
Wenn Sie über die Ergebnisentwicklung der RIB berichten, beziehen Sie sich gerne auf das EBITDA und können über Abschreibungen und Zuschreibungen die Wertsteigerung des Unternehmens steuern. Das ist ein Rechentrick, der besonders zur Blütezeit des Neuen Marktes gebräuchlich war. Sie aktivieren die Entwicklungskosten der Software und erklären sie per se als werthaltig. Aber trotz steigender Umsätze wird operativ mit echten Kunden weniger verdient. Der Geschäftsbericht singt jedoch ein ganz anderes Lied. Wenn man das Ergebnis (EBT) 2016 um den YTWO-Effekt bereinigt, dann war es schlechter als 2015. Was war der Grund für das schwache Jahr 2016?
Thomas Wolf: „Dies lässt sich erklären mit einem Blick auf die Effekte des Vorjahreszeitraumes. Im Geschäftsjahr 2015 beinhalten die sonstigen betrieblichen Erträge hohe Währungsgewinne aus Kursdifferenzen. Bereinigt um diese Sondereffekte beträgt das operative EBT für das Geschäftsjahr 2016 ohne YTWO-Effekt 15.5 Mio. €. Dies entspricht einer Steigerung zum Vorjahr um ca. 25 Prozent. Die operative EBT-Marge beträgt in 2016 15,9% und in 2015 15,2% und blieb somit stabil.“
Haben Sie die Steigerung des Operativen Cashflows mit eigenem Geld bezahlt?
Auch beim Cash Flow betreiben Sie Bilanzakrobatik. Es gibt beim operativen Cashflow eine phantastische Steigerung um 32 Mio. €. Zieht man aber die 37,9 Mio. € aus dem YTWO-Geschäft von den 51,5 Mio. € Cashflow ab, ergibt sich ein Rückgang von ca. 30%. Man muss bis ins Jahr 2012 zurückblicken, um einen noch schlechteren Operativen Cashflow zu finden. Haben Sie die Steigerung des Operativen Cashflows mit eigenem Geld bezahlt?
Thomas Wolf: „Ich zitiere aus dem Konzernlagebericht – Wesentlichen Einfluss auf den Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit hat der Verkauf von Softwarelizenzen an die YTWO, der im Berichtsjahr zu Mittelzuflüssen in Höhe von insgesamt 37,9 Mio. EUR geführt hat. Hiervon entfällt ein Teilbetrag von 16,6 Mio. EUR auf Anzahlungen, welche die YTWO entsprechend den vertraglichen Vereinbarungen geleistet hat. Belastend wirken sich zudem Ertragsteuerzahlungen aus, die mit 13,5 Mio. EUR deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres in Höhe von 4,0 Mio. EUR liegen. Darin enthalten sind Zahlungen für die Jahre 2014 und 2015 sowie höhere Vorauszahlungen für das Jahr 2016 in Höhe von insgesamt rd. 10,5 Mio. EUR. Die Ertragsteuerzahlungen für die Jahre 2014 und 2015 waren in der Bilanz zum 31.12.2015 vollständig abgegrenzt. Bei Betrachtung der Zahlungsmittelzuflüsse aus der betrieblichen Tätigkeit vor Ertragsteuerzahlungen (64,8 Mio. EUR) und ohne YTWO iHv 37,9 Mio. EUR betragen diese in 2016: 26,9 Mio. EUR (2015: 23,3 Mio. EUR), was einer Steigerung von 15,5% zum Vorjahr entspricht.“