Sandy Möser ist die treue Wildhüterin in Wolfs Revier

Sandy Möser ist die treue Wildhüterin in Wolfs Revier

Wenn es für Thomas Wolf eng wird, ist immer eine Frau zur Stelle: Sandy Möser. Für ihren Chef und Vertrauten geht sie durch dick und dünn.

Es gibt da so einen Kalenderspruch, den man eigentlich nicht mehr hören kann: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Und obwohl man längst davon genervt ist, finden sich immer wieder Beispiele, die diese Alltagsweisheit bestätigen.

Auch bei Thomas Wolf dürfte das der Fall sein. Und ich muss nicht mal in Wolfs Privatleben rumschnüffeln (was ich sehr ungern tue), um den Beweis anzutreten. Mein Blick richtet sich nämlich auf Sandy Wolf, Vorsitzende des Aufsichtsrats der RIB AG.

Sandy Möser ist in Halle an der Saale zur Schule gegangen, hat in Moskau Geschichte studiert und 1985 dort ihren Abschluss gemacht.

Spätestens 2005 taucht Sandy Möser im Umfeld von Thomas Wolf auf, als bekannt wird, dass die Staatsanwaltschaft Mühlhausen gegen elf (!) ehemalige Vorstandsmitglieder des Baustoffhändlers Mühl AG in Kranichfeld/Thüringen ermittle. Gegenstand der Ermittlungen: betrügerischer Bankrott.  Mühl war im Juli 2002 in die Insolvenz gegangen..

Die Vorgeschichte: Die Mühl Product & Service AG in Kranichberg (Chef: Thomas Wolf) bezeichnete sich 1999 selbst als das größte Handels- und Dienstleistungsunternehmen in den neuen Ländern. Der Umsatz des Konzerns mit 1.500 Beschäftigten sei 1998 um 40 Prozent auf 980 Mio. DM gestiegen, meldete das Unternehmen damals. Der Gewinn vor Steuern wurde mit 21,8 Mio. DM angegeben.

Plötzlich lief alles nicht mehr so rund. Das Unternehmen meldete am 30. März 2001, dass der Konzernumsatz 2000 von 1,22 Milliarden DM auf 1,38 Milliarden DM angestiegen sei. Im Jahr zuvor hatte die Firmenleitung noch eine Steigerung auf 1,5 Milliarden DM versprochen. Dann kam der Absturz.

Im Mai 2002 schreib der „Spiegel“:

Zuerst tanzten die Dudelsack-Pfeifer durchs Brandenburger Tor und feierten das Firmenjubiläum der Mühl Product & Service AG. Dann kam Bundeskanzler Gerhard Schröder ins Theater des Westens und beglückte die 1500 Ehrengäste des ostdeutschen Baustoffhändlers als Festredner. „Wir kommen jetzt alle zwei Jahre“, protzte der exzentrische Schottland-Fan und Mühl-Chef Thomas Wolf im Februar 2000, „es wird wie bei der Love Parade.“ Leere Versprechungen. Für Mühl ist die Party vorbei: Vor wenigen Wochen musste die Firma Insolvenz anmelden, am Neuen Markt stürzte die Aktie ins Bodenlose. Diesmal sind allerdings nicht nur die Aktionäre Opfer eines Unternehmers, der in der Vergangenheit bundesweit ein Firmengeflecht zusammenbastelte. Seinen Expansionsrausch finanzierte Wolf auch mit zwei von der Deutschen Bank aufgelegten Unternehmensanleihen, die ihm in den Jahren 1998 und 1999 insgesamt rund 110 Millionen Euro in die Kasse brachten. Jetzt sitzen die Mühl-Anleger auf Rentenpapieren, die zwar mit 6,75 und 7,25 Prozent verzinst wurden, aber den größten Teil ihres Wertes verloren haben. Gut zehn Prozent sind sie noch wert, mehr dürfte nach dem Insolvenzverfahren nicht übrig bleiben, schätzen Banker.

Firmengeflecht, Expansionsrausch – klingelt da was?

Zurück zu Sandy Möser, die wacker an Wolfs Seite blieb und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gemeinsam mit ihrem Weggefährten durchstand. Nach vielen Jahren des Wartens wurde 2010 das Verfahren gegen eine Geldzahlung eingestellt. Sandy Möser damals gegenüber dem Branchenmedium Bauchstoffmarkt-Online: „Wir haben immer korrekt gehandelt und richtige Bilanzen aufgestellt.“

Irgendwann vor etwa 15 Jahren tauchten Wolf und Möser bei RIB auf. Das Unternehmen wurde als „Recheninstitut im Bauwesen“ (RIB) im Jahr 1961 gegründet und 1999 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Auf der Firmenwebsite steht:

Seit 2002 sehen wir uns als führender Anbieter für Softwarelösungen für die Bauindustrie in Deutschland.  Zusätzlich zu unserem deutschen Vertrieb haben wir 2002 damit begonnen unseren Internationalen Vertrieb aufzubauen.  2004 investierten wir erstmals in ein neues Software-Entwicklungszentrum in China.

2009 erwarben die SAP AG und die Hasso Plattner Ventures II GmbH & Co. KG jeweils 7,15% der Aktien. Seit Februar 2011 ist die RIB-Aktie im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sitzen Wolf und Möser fest im Sattel der RIB. Am 22. September 2014 wurde die RIB AG in den TecDAX aufgenommen. Im Februar 2017 meldete SAP den kompletten Ausstieg. Seit April 2017 firmiert RIB als europäische Aktiengesellschaft unter dem Namen RIB Software SE.

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